Holzhauer

Die Holzhauergilde ist für das gesamte Gewerk mit dem Narrenbaum verantwortlich. Das fängt am „Schmotzigen Dunschtig“ in aller Frühe mit dem Fällen des auserwählten Baumes im Wald an, was schon nicht ganz einfach ist: Die Spitze des Baumes, der „Dolden“, darf nicht zerstört werden, denn dieses Geäst ist die Zierde, die nach dem Ausasten des Baumes noch erhalten bleibt. Der Baum wird dann in traditioneller Weise auf so genannten Nachläufern zum Startpunkt für den Narrenbaumumzug verfrachtet. Der Dolden wird dort noch mit „Saublodere“ und bunten Bändeln närrisch geschmückt. Am Nachmittag beim Umzug trägt die Gruppe wieder die Verantwortung für den reibungslosen Transport des Baumes zum Aufstellort. Der Baum wird dabei traditionell von den Kindern des Ortes, dem „Narrensamen“, an einem langen Seil gezogen.

Anschließend beginnt der schwierigste Teil der Arbeit: In Handarbeit wird der Baum mittels „Schwalben“, das sind die an der Spitze zusammengebundenen Stangen verschiedener Länge, langsam so weit aufgerichtet, bis er mit dem Stamm ins „Narrenloch“ hineinrutscht.

Diese Arbeit erfordert Erfahrung, Augenmaß und eine eingespielte Mannschaft. Der Baum darf dabei weder verdrehen noch über die Schwalben zurück kippen. Nach dem Verkeilen in der Senkrechten ist dann das Aufstellen erledigt und darf gebührend gefeiert werden.

Am Aschermittwoch nach dem Ende der närrischen Tage muss der Baum wieder gefällt werden. Wieder ist Maßarbeit erforderlich, denn der Baum muss exakt in die vorgegebene Richtung fallen. Ein Fehler würde erheblichen Schaden verursachen. Die Tradition des Narrenbaums ist schon sehr alt und geht auch in Ludwigshafen auf die Anfänge des noch überlieferten närrischen Brauchtums zurück. Der erste dokumentierte Hinweis ist ein Eintrag im Kassenbuch von 1909. Nur gab es früher keine eigene organisierte Gliederung. Die Holzhauergruppe bestand in dieser Zeit noch aus einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Handwerkern, meist Zimmerleute, ohne direkte Bindung an den Verein. Erst im Jahre 1962 formierte sich die Mannschaft unter der Leitung von Werner Heckeler zur Holzhauergilde und wurde zu einer Gruppierung des Vereins. Es dauerte aber dann nochmals 5 Jahre, bis die Holzhauer 1967 erstmals in einem neuen einheitlichen Häs „zur Arbeit“ erschienen.

Auch heute noch wird es als Arbeitskleidung am Schmotzigen Dunschtig für die harte Arbeit an diesem Tag getragen.10 Jahre später zur Fasnet 1979 erhielten die Holzhauer dann ein neues „Sonntags-Häs“, das seither bei Umzügen, Narrentreffen und besonderen Anlässen getragen wird. Vom Sommer 1983 bis Februar 1984 hatten die Holzhauer eine besonders dringende und wichtige Aufgabe zu erledigen: Der neue Narrenbrunnen, einschließlich der Fundamente für die Figuren, musste in Eigenarbeit erstellt werden. Eine großartige Leistung, die noch heute Anerkennung verdient.1988 wurde das zurückliegende 25-jährige Jubiläum der Holzhauergilde mit einem glanzvollen Festbankett im katholischen Gemeindezentrum gefeiert. Seehasenpräsident Friedrich Strub hielt die Festansprache in gekonnter Manier in Versform. Als Vertreter der Hegau-Bodensee-Narrenvereinigung war der Landvogt unserer Landschaft Nellenburg, Oskar Kamenzin, erschienen. Nach seinen Glückwünschen ehrte er die 13 noch aktiven Gründungsmitglieder mit dem silbernen Verdienstorden der Vereinigung. Präsident Friedrich Strub nahm dabei noch weitere Ehrungen der Zunft für die langjährigen Holzhauer-Mitglieder vor. Die Gemeinde wurde von Bürgermeister Werner Debis vertreten, der eine Geldspende überbrachte. Glückwünsche und Geschenke erhielten die Holzhauer auch von den übrigen Gliederungen der Narrenzunft, von den anwesenden Vertretern aller örtlichen Vereine und Verbände und auch von Pfarrer Bernd Müller. Narrenzunft-Archivar Werner Stegen beschäftigte sich in geschliffenen Versen mit dem Baum als solchen und insbesondere mit dem Narrenbaum. Ebenso Horst Schmidt aus den eigenen Reihen der Holzhauer, der in gekonnten Reimen Geschichte und Geschichten über seine Gruppierung erzählte. Eine Überraschung war auch der „Stettelberger“, dargestellt von Hermann Rothenburger, der ein Geschenk in Form einer jungen Fichte mitbrachte, die einmal ein stattlicher Narrenbaum werden soll.1990 trat Holzhauerboß Werner Heckeler nach 28-jähriger verantwortungsvoller und stets unfallfreier Tätigkeit in den Ruhestand. Noch 1989 zum Ehrenmitglied ernannt, verlieh ihm der Präsident zum Abschied, oder besser – zur Nicht-Verabschiedung, den Titel eines Ehrenholzhauerbosses. Nachfolger wurde Hans Sernatinger, schon seit vielen Jahren aktiv in der Gilde und entsprechend erfahren für die verantwortungsvolle Arbeit.

Werner Heckeler wurde durch seine langjährige verdienstreiche Arbeit im Interesse der Narrenzunft weit über die Grenzen unseres Ortes hinaus bekannt. Neben allen zunftinternen Auszeichnungen erhielt er von der Narrenvereinigung 1988 die silberne Ehrennadel und wurde 2002 noch zum Obristen ernannt. Das ist eine der höchsten Ehrungen, die die Narrenvereinigung erteilen kann.

Seit 1990 ist Hans Sernatinger Holzhauerboß und auch er wurde 2018 zum Obristen ernannt.

Gründungsmitglieder der Holzhauer im Jahre 1967 mit den damals neuen blauen Fuhrmannskitteln vor dem Hotel Krone

v.l.n.r. Bruno Heckeler, Ewald Lindenmayer, Hans Sernatinger, Rainer Wester, Wolfgang Heckeler, Werner Heckeler, Roland Eßlinger, Edgar Schweizer, Ernst Höfler und Max Züfle.