Zum 125-jährigen Jubiläum wurde eine Traditionsfigur aus der alten Sernatinger Vergangenheit, der sagenumwobene Stettelberger, als eine Einzelfigur mit Holzmaske eingeweiht. Die Sage vom Stettelberger ist eine Überlieferung aus längst vergangener Zeit, aber mit sehr realem Hintergrund
2009 wurde zu seinen Ehren erstmals erstmals eine neue Veranstaltung eingeführt: die Relegatio Stettelbergius
Es begab sich vor langer Zeit, daß der Stettelberger durch einen falschen Eid traurige Berühmtheit erlangte. In Memoriam dieser Begebenheit ließ die Narrenzunft Seehasen anläßlich ihres 125-jährigen Jubiläums Anno Domini 2008 den Stettelberger wieder auferstehen.
Wie sich herausstellte, begann er daraufhin erneut sein Unwesen zu treiben. Um die Einwohner Sernatingens vor seinem Treiben zu beschützen, will die Narrenzunft nun den Stettelberger in der fastnachtsfreien Zeit einer sogenannten “Relegatio” unterwerfen. Dies ist ein zeitlich begrenztes Exil unter Beibehaltung sämtlicher Bürgerrechte und stammt aus der römischen Besatzungszeit.
Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr mit dem Treffen aller Zunftmitglieder am Narrenbrunnen. Von dort aus geht es unter Begleitung des Musikvereins Ludwigshafen mit einem Fackelumzug zum Gasthaus Krone. (Die Fackeln werden von der Narrenzunft gestellt).
Dort werden die Teilnehmer des Umzuges und die Gäste durch den Zunftmeister, Alwinus Honoris Stettus, begrüßt. Der Stettelberger wird sich dann mit einer kurzen Rede an das närrische Volk wenden, bevor er durch den dichten Nebel in der Verbannung verschwindet, um erst am 11.11. wieder zu erscheinen.
Anschließend findet das Fällen des Narrenbaums und ein kleiner Umtrunk statt.
Was die Sage erzählt:
In einem Grenzstreit zwischen dem allmächtigen Spital von Überlingen und dem bettelarmen Sernatingen leistete einst der als Waldhüter vom Spital Überlingen eingesetzte Ciriak Kessinger einen Meineid zugunsten des Spitals.
Beim Setzen von Grenzsteinen im Waldgebiet „Stettelberg“ auf der Gemarkung Sernatingen war es zum Rechtsstreit gekommen, wem dieses nun rechtmäßig zustehe. Man kam überein, den Rechtsspruch auf einem Eid des besagten Waldhüters zu begründen. Alles kam nun auf dessen eidliche Aussage an.
Doch nach dem Sprichwort: „Wes Brot ich eß, des Lied ich sing“, handelte auch Ciriak Kessinger. Er begab sich in den angrenzenden Spitalwald, nahm dort Erde und schüttete sie in seine Stiefel. Dann nahm er einen Schöpflöffel, einen so genannten „Schöpfer“, und verbarg ihn in seinem Hut.
So ausgestattet traf er sich dann mit Ratsherren und Schöffen in dem umstrittenen Waldstück und leistete folgenden Eid:
„So wahr der Schöpfer über mir ist, so wahr stehe ich hier auf spitälischem Boden“.
Damit war der Rechtsstreit entschieden und Sernatingen verlor den Stettelberger Wald. Den meineidigen Frevler traf aber bald darauf die verdiente Strafe; er fiel beim Gang in die Kirche auf der obersten Stufe tot um. Seitdem treibt sein Geist der Sage nach in den Wäldern Sernatingens in bestimmten Nächten sein Unwesen. Man nannte ihn fortan den „Stettelberger“ und lies für seine ruhelose Seele alljährlich eine heilige Messe lesen. Manchmal sah man den Unglückseligen im Wald; er trug einen grünen Rock und unter dem Arm eine Axt.
Wer des Nachts, zwischen dem Abend- und Morgengebet-Läuten, den Weg vom Gewann Männertal zum Schlößle ging, dem war er aufsässig, besonders im Advent und zur Fastenzeit. Fluchte aber ein Wanderer, flugs saß ihm der Stettelberger auf dem Rücken und wich erst von ihm in der Nähe des Schlößles oder wenn das Betläuten begann. Auch im Schlößle selbst trieb der Stettelberger sein Unwesen und rumorte oft über die Maßen. Unterließ man einmal versehentlich die Lesung der für ihn gestifteten Messe, so konnten die Bewohner des Schlößles vor lauter Spektakel die ganze Nacht kein Auge zu tun.
Dieser geschichtsträchtige Geist wurde im Jubiläumsjahr 2008 wieder zum Leben erweckt, und seit 2009 wird der Stettelberger jeweils am Rosenmontag aufwändig verabschiedet.